Was Immobilieneigentümer auf Mallorca über Hausbesetzungen unbedingt wissen müssen. Erfahren Sie mehr über Ihre Rechte, präventive Maßnahmen und rechtliche Schritte, um Ihr Eigentum zu schützen.
Einführung in das Phänomen der Hausbesetzung in Spanien
Die Vorstellung, die Insel zu verlassen und bei der Rückkehr fremde Menschen im eigenen Haus vorzufinden, ist für jeden Immobilieneigentümer der schlimmste Albtraum. Während in Deutschland Straftatbestände schnell verfolgt und Häuser zügig geräumt werden können, ist die Situation auf Mallorca deutlich komplizierter. Besonders Ferienimmobilien, die über längere Zeit leer stehen, sind attraktive Ziele für sogenannte “Okupas” – Hausbesetzer, die illegal in fremde Immobilien eindringen und diese besetzen.
Was ist eine Hausbesetzung?
In Spanien werden diese Besetzer als Okupas bezeichnet. Dabei handelt es sich nicht nur um Menschen in prekären finanziellen Situationen, sondern auch um organisierte Gruppen, die systematisch leerstehende Immobilien ausspähen. Sie besetzen diese Objekte und machen oft Geld daraus, indem sie beispielsweise für eine freiwillige Räumung Geld verlangen oder die besetzten Immobilien illegal weitervermieten. Einige Banden planen ihre Besetzungen gezielt, indem sie beobachten, ob ein Haus über einen längeren Zeitraum unbewohnt bleibt. Dies kann dazu führen, dass Eigentümer nicht nur den Verlust ihres Hauses riskieren, sondern auch mit hohen Kosten für langwierige Räumungsklagen und notwendige Renovierungsarbeiten konfrontiert werden. Zudem kann der Einzug von Okupas zu sozialen Spannungen in Wohngegenden führen, da Nachbarn sich durch die Anwesenheit unbefugter Personen verunsichert fühlen.
Aktuelle Trends und der Einfluss der COVID-19-Pandemie
Die COVID-19-Pandemie hat die Problematik auf Mallorca und in ganz Spanien weiter verschärft. Während der Lockdowns blieben viele Ferienhäuser monatelang leer, was das Risiko von Besetzungen deutlich erhöhte. Wirtschaftliche Unsicherheiten und soziale Spannungen haben dazu geführt, dass immer mehr Menschen aus finanzieller Not heraus Immobilien besetzen. Diese Entwicklungen wirken sich nicht nur auf den Immobilienmarkt aus, sondern auch auf potenzielle Investoren und Käufer – besonders im Luxussegment, wo der Werterhalt der Immobilie von zentraler Bedeutung ist.
Rechtliche Grundlagen und Eigentümerrechte
Das spanische Immobilienrecht unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von dem in Deutschland. Bis 2020 konnte die Polizei in der Regel nur innerhalb der ersten 48 Stunden nach einer Besetzung eingreifen. Danach waren Eigentümer oft auf langwierige Gerichtsverfahren angewiesen, um ihr Eigentum zurückzuerlangen – ein Prozess, der teils zu mafiösen Strukturen führte, bei denen Besetzungen als lukratives Geschäftsmodell genutzt wurden.
Eine Gesetzesreform im Jahr 2020 erweiterte den Handlungsspielraum der Polizei, sodass auch nach Ablauf der 48-Stunden-Frist ein Eingreifen möglich wurde, sofern der Zutritt unrechtmäßig erfolgt war. Allerdings trat 2021 eine neue Regelung in Kraft: Eine Räumung ist nur zulässig, wenn die Besetzer gewaltsam oder durch Einschüchterung eingedrungen sind. Friedliche Besetzungen werden erst geräumt, wenn eine Ersatzunterkunft bereitgestellt wurde. Diese gesetzlichen Rahmenbedingungen führen häufig dazu, dass Eigentümer das Gefühl haben, Okupas würden de facto mehr Rechte genießen als sie selbst. Neben den rechtlichen Herausforderungen sorgt diese Unsicherheit auch dafür, dass potenzielle Käufer und Investoren zögern, in Ferienimmobilien auf Mallorca zu investieren.
Präventive Maßnahmen gegen Hausbesetzungen
Trotz der komplizierten Rechtslage gibt es zahlreiche Strategien, um das Risiko einer Hausbesetzung zu minimieren – ja, sogar zu eliminieren. Eine der wirksamsten Maßnahmen besteht darin, die Immobilie dauerhaft zu vermieten. Ein bewohntes Haus ist selten ein Ziel für Besetzer. Sowohl Kurzzeit- als auch Langzeitvermietungen können helfen, Leerstände zu vermeiden.
Das Phänomen der Inquiokupación
Allerdings ist Vorsicht geboten: Es gibt Mieter, die nach Abschluss eines regulären Mietvertrags absichtlich keine Miete mehr zahlen und sich weigern, die Immobilie zu verlassen – ein Phänomen, das als Inquiokupación bezeichnet wird. Diese Mieter nutzen die Schutzmechanismen des Mietrechts gezielt aus, um eine Zwangsräumung zu verzögern. Um das Risiko problematischer Mieter zu minimieren, ist eine sorgfältige Auswahl unabdingbar. Professionelle Makler und spezialisierte Agenturen bieten umfassende Bonitätsprüfungen an. Langfristige Mietverträge mit etablierten Unternehmen oder internationalen Fachkräften können zusätzlichen Schutz bieten. Zudem empfiehlt sich der Abschluss einer Mietausfallversicherung, die im Falle von Zahlungsausfällen finanziell einspringt.
Sicherheitstechnische Maßnahmen
Neben der Vermietung sollten Eigentümer in moderne Sicherheitstechnik investieren. Smart-Home-Technologien und Alarmsysteme können helfen, unbefugte Zugänge frühzeitig zu erkennen. Der Einbau verstärkter Türen und Sicherheitsschlösser erschwert es potenziellen Tätern, gewaltsam einzudringen. Regelmäßige Kontrollen durch einen Hausverwalter oder Sicherheitsdienst – insbesondere bei längeren Abwesenheiten – sind ebenfalls ratsam. Eine enge Nachbarschaftshilfe, bei der aufmerksame Nachbarn verdächtige Aktivitäten melden, bietet zusätzlichen Schutz.

Diskretion in sozialen Medien
Ein oft unterschätzter, aber wichtiger Aspekt ist die Diskretion im Umgang mit Abwesenheitszeiten. Eigentümer sollten vermeiden, in sozialen Medien Hinweise auf längere Abwesenheiten oder Leerstände zu veröffentlichen, da Kriminelle diese Informationen gezielt nutzen können.
Makler als Schutzmechanismus
Schließlich kann auch die Beauftragung eines erfahrenen Maklers, der die Vermietung und Betreuung der Immobilie übernimmt, präventiv wirken. Zudem kann das Belassen persönlicher Gegenstände in der Immobilie im Ernstfall als Hinweis gewertet werden, dass diese genutzt wird – ein Umstand, der laut spanischer Rechtsprechung als Hausfriedensbruch gewertet werden kann und eine schnellere Räumung begünstigt.
Schritte und Verfahren bei einer Hausbesetzung
Trotz aller präventiver Maßnahmen besteht immer das Restrisiko, dass es zu einer Besetzung kommt. In einem solchen Fall ist ein schnelles und strukturiertes Vorgehen entscheidend:
- Schnelle Beweissicherung:
Sobald Sie feststellen, dass Ihre Immobilie besetzt wurde, dokumentieren Sie den Zustand umgehend. Fotografieren Sie sämtliche Bereiche, nehmen Sie Videoaufnahmen auf und halten Sie alle Auffälligkeiten schriftlich fest. Diese Beweismittel sind später in gerichtlichen Verfahren von zentraler Bedeutung. - Unverzügliche Meldung und Rechtsberatung:
Informieren Sie umgehend die Polizei und erstatten Sie Anzeige. Gleichzeitig sollten Sie einen auf spanisches Immobilienrecht spezialisierten Anwalt konsultieren, um Ihre rechtlichen Ansprüche abzusichern und die nächsten Schritte einzuleiten. - Einleitung gerichtlicher Maßnahmen:
In der Regel folgt nach der polizeilichen Anzeige ein gerichtliches Verfahren. Legen Sie alle gesammelten Beweise vor und schildern Sie den Sachverhalt transparent. Eine konsequente rechtliche Verfolgung ist essenziell, um den Anspruch auf Ihr Eigentum durchzusetzen. - Zusammenarbeit mit Spezialdienstleistern:
Erwägen Sie die Zusammenarbeit mit Dienstleistern, die auf die professionelle Räumung besetzter Immobilien spezialisiert sind. Diese Experten können den Prozess beschleunigen und Ihnen helfen, den Normalzustand Ihrer Immobilie so schnell wie möglich wiederherzustellen.
Hausbesetzungen auf Mallorca stellen insbesondere für Eigentümer von Luxusimmobilien ein ernstzunehmendes Risiko dar. Die Kombination aus komplexen gesetzlichen Rahmenbedingungen, dem Anstieg von Besetzungen – verstärkt durch die COVID-19-Pandemie – und den Herausforderungen im Bereich der Sicherheitstechnik erfordert ein proaktives und gut durchdachtes Vorgehen. Sowohl präventive Maßnahmen als auch ein konsequentes Vorgehen im Ernstfall sind unerlässlich, um den Werterhalt Ihrer Immobilie zu sichern.
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